Warum tendieren so viele Menschen wieder weg von unserer friedlich-demokratischen Ordnung hin zu totalitären Anführern?
Ich glaube, weil die Reichen und Mächtigen in diesen Jahrzehnten des Friedens unermüdlich tätig waren. Sie haben heimlich, still und leise die Spielregeln immer weiter dahin verändert, dass immer mehr Geld nun automatisch bei ihnen landet.
Dies geschieht laufend, auch jetzt noch; nicht in einer großen, leicht wahrzunehmenden Veränderung, sondern in unzähligen, winzig kleinen Schritten.
Es beginnt beim Prinzip „Wer kein Geld hat, zahlt mehr!“ und endet bei der Tatsache, dass ein Unternehmer heute nur mehr dann wirklich Geld verdienen kann, wenn er vorhandenes Geld als „Hebel“ zum Erreichen weiterer Gewinne einsetzt. Denn alle diese Mechanismen laufen nach dem Prinzip „Alleine das Besitzen von viel Geld ist schon eine so große Leistung, dass sie von den anderen honoriert werden muss“ – in der Regel durch das Zahlen von Zinsen oder Vergütungen an die Besitzer des Geldes bzw. an ihre Banken.
Wer dagegen glaubt, er könne heute noch mit seiner Hände Arbeit reich werden, der ist einem sorgfältig gepflegten Mythos aufgesessen, den die Elite gebetsmühlenartig immer wieder beschwört, ebenso wie die (inzwischen mehrfach widerlegte) Behauptung, die Gewinne der Allerreichsten wurden „herunterrieseln“ (trickle down) bis in die Taschen der normalen Bevölkerung. Deshalb wäre es das beste, wir ließen einfach die Reichen noch reicher werden; der Reichtum würde sich dann schon auf uns alle verteilen…
Leider ist dies ein Irrtum; der Reichtum bleibt bei den Reichen, und hilft ihnen sogar dabei, noch viel mehr Werte (Anteile, Beteiligungen, Aktien usw) anzuhäufen – alles Dinge, die ihnen ohne jede Arbeitsleistung zusätzliches Geld einbringen. Geld, das sie wiederum in weitere derartige „Anlageobjekte“ stecken können, um damit noch mehr Geld zu machen und noch reicher zu werden.
Einer der absoluten Spezialisten für derartige Anlagen ist zweifellos die Firma Blackrock – eines der reichsten Unternehmen der Welt. Blackrock erzeugt nichts und erbringt auch keine Leistungen für die Allgemeinheit. Blackrock kann bloß eines: das Geld seiner reichen Klienten optimal anlegen.
Wenn man über derartige Vermögen gebietet, dann kann man deren Macht auch wunderbar als Hebel einsetzen, um die eigenen Gewinne – genauer: die Gewinne der Kunden – noch weiter zu vergrößern.
Außerdem gibt es eine zweite Schiene, auf der die Superreichen uns abzocken: Sie setzen durch, dass sie als Einzige für ihre gewaltigen Einkommen keine Steuern zahlen müssen. Sie haben die Macht, eine ganze Fabrik hier in Europa in kürzester Zeit zu schließen und beispielsweise in Indien wieder aufzubauen. Alleine die Drohung, eine Region würde mit einem Schlag so viele qualifizierte Arbeitsplätze verlieren, macht Politiker gefügig. Sie bewilligen diesem Unternehmen dann beispielswerse „Steuererleichterungen, um Arbeitsplätze zu sichern“. Hier sind Firmen wie Amazon ein glänzendes Beispiel dafür, wie viel Geld unsere Volksvertreter herschenken, wenn man sie nur richtig kitzelt.
Uns 99% der „Normalen“ bleibt immer öfter nur die blanke Wut über all die kleinen und größeren Privilegien, die sich diese Superreichen im Lauf der Jahre erschlichen haben. Sie machen unermesslich viel Geld – und wir schauen in die Röhre.
Wen wundert es dann noch, wenn (wieder einmal) der Ruf mach einem „starken Mann“ laut wird, nach einem, der alle diese unzähligen schäbigen Mauscheleien beendet und wieder gleiche Chancen für alle Menschen herstellt.
Das einzige Problem: diese „starken Männer“ sind auch nur daran interessiert, ihre eigenen Vermögen zu mehren, das Wohlergehen der Bevölkerung interessiert sie nur in ihren Wahlreden.
Und sie haben einen zweiten, wesentlich größeren Nachteil: Anders als einzelne korrupte Politiker lassen sie sich nach ihrer Machtergreifung in der Regel nicht so einfach wieder abwählen.